Mittwoch, 2. August 2006

Ein literarisches Angebot

Bin ja immer sehr enttäuscht, wenn in Weblogs, die ich gerne lese, Urlaubspausen angekündigt werde. Bis zu meiner eigenen Auszeit sind es noch reichlich ein paar Tage hin. Und obgleich ich wohl weiß, dass ich ja nicht mal eine D-Bloggerin bin, höchstens vielleicht in irgendeiner verlassenen Beobachtungsliste im unteren Drittel stehe, also fußballerisch gesprochen in der F-Jugend spiele, mache ich hiermit ein Angebot zur Güte für die leserliche Überbrückung meiner Urlaubstage:

1. Ich bereite eine Geschichte vor, kurz oder lang, mal sehen. In der Zeit meiner Abwesenheit erscheint alle paar Tage automatisch ein neues Kapitel zum Lesen, zum Schmunzeln, oder meinetwegen zum Stirne Runzeln.

2. Meine Bedingung: Ihr hinterlasst eure Vorschläge für den ersten Satz der Geschichte in den Kommentaren. Ich such mir einen aus (falls mehr als ein Vorschlag eingehen sollte) und versuche, etwas Interessantes daraus zu machen.

Deal? Top, die Wette gilt. -- Lassen Sie die Synapsen schnalzen!

Dienstag, 1. August 2006

Kreuzfidel

Schenkt man der kubanischen Regierung Glauben, hat Fidel Castro insgesamt 637 Mordversuche überlebt. Er selbst besitze eine Sammlung mit Zeitungsausschnitten zu all den Attentaten, heißt es.

Und jetzt tritt er sang- und klanglos von der politischen Bühne ab? Ich kann mir nicht helfen, aber ich hatte nach dieser Nachricht so ein merkwürdiges Brennen im Hals.

Teen-Ages (1)

Du traust dich doch eh nicht!, trompetet die M. in ihrer hysterischen Anklagestimme gegen mich los. Ich bin sauer auf meine Freundin, weil ich natürlich den miesen Trick durchschaue. Was sie selbst nicht wagt, wirft sie mir vor, um von der eigenen Schwäche abzulenken. Aber ich sage nichts und brüte nur dumpf vor mich hin, weil die M. leider trotz allem Recht hat. Ich traue mich doch eh nicht.

Wir sind alle drei sechzehn, die M. und ich und die P. Kurz gesagt geht es uns darum, endlich unsere Unschuld zu verlieren. Dem Gespräch voraus gegangen waren langwierige und kryptische Unterhandlungen mit drei Jungs, Franz, Josef und dem stillen Paul. Wir waren ein unzertrennliches Mädchengespann, und sie waren die drei besten Kumpels aus der gleichen Schulklasse. Alle sechs hatten wir nur ein Ziel, nämlich endlich mal zu vögeln.

Was so einfach klingt, war damals leider hoch kompliziert. Denn keine von uns drei Mädels hatte sich auf einen der Jungs festlegen lassen. Und die drei Jungmänner hielten sich genau so zurück. Zuletzt hatten die Gentlemen ganz cool angeboten, --ladies first-- wir drei Mädchen sollte Briefchen in die Schultasche des jeweils Auserwählten stecken und der musste erraten, wer oder welche von uns ihn sich ausgesucht hatte. Kinderkram, und der Rest des Planes lag auch noch völlig im Dunklen.

Wir trauen uns auf jeden Fall nicht.

Die Operation war im Hintergrund selbstverständlich extrem kompliziert. Denn eigentlich wollten wir alle drei den gut aussehenden, längst männlich entwickelten Josef. Aber wir gaben alle vor, lieber den Franz nehmen zu wollen, weil der zwar ein bisschen mickriger, aber der Wortführer und am coolsten war. Mit dem verschlossenen Paul wollte keine von uns.
Umgekehrt war es genauso. Die Jungs fuhren offiziell alle auf die M. ab. Aber ich machte mir Hoffnungen, dass sie mich auch gern nehmen würden. Second best, denn mit der P., das war schon mal so gut wie sicher, wollte bestimmt keiner von denen ins Bett. Die war zu dick und zumindest vor den Kerlen immer schweigsam wie ein Sack Stroh.

Da sitzen wir drei Mädels also mit unseren vorbereiteten Umschlägen in den Händen, die wir natürlich mit unseren besten Parfums eingestäubt haben. Es riecht wie im Puff dort auf der Schultoilette. Die M. funkelt mich an, ich funkle zurück. Es gilt als ausgemacht, dass eine von uns beiden den Franz, oder mit etwas mehr Mumm den Josef abkriegt. Keine gönnt es der anderen, aber keine wagt auch den notwendigen Schritt.

Auf einmal steht die P. auf. Ich geh dann mal und mach das. Die M. und ich starren ihr sprachlos nach, als sie die Mädchentoilette verlässt und uns beide alleine zurück lässt. Den Rest des Tages beißen wir uns beide verbittert auf die Zungen. Jetzt würde der Josef die blöde P. bumsen, und wir beide würden leer ausgehen. So eine bescheuerte Scheiße!


Komisch ist, dass zunächst gar nichts zu passieren scheint. Die P. sagt nichts, die M. und ich hätten lieber unsere Zungen verschluckt als nachzufragen. Und der Franz und der Josef sehen uns stirnrunzelnd an, wann immer wir hoheitsvoll an ihnen vorüberschlendern. Nur Paul bleibt sphinxhaft wie immer. Verdammt, was war bloß los? Hatte die P. doch gekniffen?

Sonntag, 30. Juli 2006

Hitzige Sonntagsgedanken

Es ist schon was dran, dass allüberall an den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen … Nein, falsche Jahreszeit, Halluzinationen, eine Fata Morgana. Also, dass allüberall in den Weblogs davon die Rede ist, man könne nicht mehr klar denken bei so großer Hitz und überhaupt fühle sich das Hirn eher an wie Pudding, der auf dem besten Wege ist, zu zerschwabbeln.

Wissenschaftlich belegt ist die Tatsache, dass ein Abfallen von nur zwei Prozent des körpereigenen Wasserpegels zum spontanen Verlust der Erinnerung, der geistigen Beweglichkeit und der Befähigung, Gegenstände zu fokussieren, führen kann. Ehrlich jetzt.

Synaptischer Notbetrieb, sozusagen. Wie anders soll ich meine merkwürdigen Überlegungen rechtfertigen können, wie zum Beispiel die über den Abstand zum Wasser? Wer, so sinnierte ich die Tage, wer ist am ärmsten dran? Also wer hat es am weitesten zum nächsten Meeresstrand?
Weil der Gogol ja heutzutage alles hergibt, nicht nur die Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen, war das gar nicht so schwer. In der autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas befindet man sich in der Dsungarei. Zwischen Gebirgen im Westen und der Gobi im Osten liegt die Wüste Dzoosotoyn Elisen. (Sprechen Sie das mal korrekt aus und posten es als Podcast in den Kommentaren. Ewiger Ruhm ist Ihnen gewiss!) Und irgendwo dort mittendrin in der Wüste ist diese eine Stelle, die 2.648 Kilometer vom nächsten Meeresstrand entfernt liegt. Eine schauderhafte Vorstellung, n'est ce pas?.

Wenn es der Schickse zu heiß wird, klammert sie sich an Unumstößliches, an die Kühle der Tatsachen. So bin ich.

Freitag, 28. Juli 2006

Schach im Wandel der Zeit (1)

Im Schachspiel steht die Figur der Dame für die Macht, die Isabella die Katholische innehatte. (Ihr verdankt die Menschheit die Rückeroberung der iberischen Halbinsel aus der Hand der Mauren, die Entdeckungsreisen des Christoph Columbus, die Heilige Inquisition und die Erfindung der Bundespolizei.)

Bis zum Jahr 1474 durfte die Königin auf dem Schachbrett nur bis zu drei Felder gerückt werden. Drei Aristokraten aus Valencia sollen in diesem Jahr so beeindruckt von der politischen Kraft der Monarchin gewesen sein, dass sie das Brettspiel reformierten und die weibliche Figur zur mächtigsten auf dem Spielbrett machten.

Das ist doch mal was. Ein paar hundert Jahre später hätten die Herren wohl eher das Brett auf elf mal elf Felder erweitert und die Damen auf K1 und K11 zur Bewegungslosigkeit vergattert. K wie Küche, meine ich.

Donnerstag, 27. Juli 2006

Don't step on my blue mood shoes

Mit der Glutofenhitze ebbt auch die sommerlöchrige Diskussion über Flip-Flops, Stringtangas und Arschgeweihe langsam ab. Herr Kid liefert mit seinem Beitrag samt Link zum lockigen Selbstbildnis am Strand einen Nachschlag, der zwangsläufig weitere Überlegungen zur adäquaten Sommerbekleidung nach sich zieht.

Das Bildnis des Herrn Kid lässt mich, bisher eine überzeugte Gegnerin der männlichen Ganzkörperrasur, ernsthaft eine Aufweichung meines Standpunktes erwägen. Und Frisur, Sonnenbrille, Badehose und Ring gehen natürlich überhaupt nicht. Wenigstens eines aber hat Herr Kid absolut richtig gemacht. Er trägt Lederschuhe. In den richtigen Farben. Keine aus Autoreifen herausgeschnittenen Bergsteigersandalen, keine Flip-Flops, keine Turnschuhe. Echte Schuhe.

Gut, man kann sich jetzt bestimmt darüber ereifern, ob es selbst am Sandstrand unbedingt italienische Casanovatreter sein müssen. Auch die Sockenfrage muss gestellt werden. Mediterrane Männer, die ich kenne, stecken vorzugsweise nackten Fuß in den Lederschuh. Mein Herr Papa hingegen schwor, als er noch seinem Beruf nachging, auf weiße, wadenhohe Socken im braunen oder schwarzen Lederschuh. Der Inbegriff an Eleganz!, pflegte er zu sagen. Irgendwann, als sich die Eleganz längst weg von der weißen Socke entwickelt hatte, musste ich ihn darauf hinweisen, dass sich der modische Geschmack gewandelt hatte. Erschrocken reagierte er durch sofortiges Verbrennen seiner weißen Sockenbestände.

Aber vielleicht erlebt die weiße Herrensocke demnächst eine Renaissance? Ich warte auch darauf, dass morgen oder übermorgen, wenn die Schuhgeschäfte die Winterkollektionen in die Auslagen stellen, endlich wieder Moonboots oder diese zotteligen Yakbeine, die aussehen, als habe man seine Füße zwei Langhaarterriern in die Mäuler gestopft, aufgelegt werden. Letztere verbinde ich gedanklich mit Jane Birkin. Wahrscheinlich wurde ich irgendwann in grauer Vorzeit durch ein Starfoto der Je-t'aime-Seufzerin traumatisiert.

Moi non plus! Ich komme vom Hundertsten ins Tausendste. Als der damalige Papst Paul VI. den Song als beschämende Obszönität bezeichnete, war ich auf Grund meines zarten Alters noch nicht in der Lage, die empörte Diskussion zu würdigen, die Komponist und Mitseufzer Serge Gainsbourg auslöste. Da sich aber das Lied noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte hielt, kam ich später auf den Geschmack der Provokation und fand den Gainsbourg einfach nur toll. Irgendwann habe ich sogar sein Grab in Paris Montparnasse besucht. Und wenn mir die Erinnerung keinen Streich spielt, hatte ich zu dieser Gelegenheit die Füße sogar in Langhaarterriern stecken, die damals allerdings auch nicht mehr auf der Höhe des Zeitgeistes waren. Aber nicht umsonst bin ich die Tochter meines Vaters und verpasse ab und zu die letzte modische Entwicklung. Außerdem hatte ich die Zottelstiefel von meiner älteren Schwester geerbt, deren Stil ich zu kopieren versuchte, wenn auch mit einigen Jahren Verzug. Dass ich deswegen ein ernsthaftes Akzeptanzproblem bei meinen gleichaltrigen Mitmädels hatte, ist eine andere Geschichte.

Solange jedenfalls Herr Kid seine braunen Lederschuhe und die passenden Socken in allen Lebenslagen anbehält, bleibt die Welt in Ordnung. Ich darf mich weiterhin träge durch den Sommer treiben lassen und den merkwürdigen Assoziationen nachgehen, die noch merkwürdigere Kleidungswahl in mir auslöst.

Warum?

Nicht zu bloggen ist auch keine Lösung.
Und wenn es wirklich unbedingt sein
muss, schreiben Sie mir halt.
Oder Sie lassen mal für
sich lesen: RSS

Passierschein

Lust zu kommentieren?
Bitte anmelden:

Letzer Lesersenf

ja wo laufen sie denn...
ja wo laufen sie denn hin?
Fjaellet - 23. Dez, 16:21
ja wo laufen sie denn?
ja wo laufen sie denn?
Fjaellet - 5. Nov, 22:04
Diesen Eindruck hatte...
Diesen Eindruck hatte ich ja in der vergangenen Diskussion...
Der Mister - 25. Okt, 16:43
Nö, nicht ganz alleine....
Nö, nicht ganz alleine. Aber halllo. Ich sag nur nix...
neo-bazi - 21. Okt, 07:35
Hallo?
... *echo* ... Bin ich denn ganz alleine hier übrig...
Exzenter - 18. Okt, 19:00
Was ist denn nun?
So lang kann doch kein Mensch Urlaub machen, Frau Schickse?...
Exzenter - 14. Okt, 22:24
Respekt,
Frau Schickse. Mir ist auch ein paarmal der Unterkiefer...
Exzenter - 9. Okt, 23:56

Unten auf der Straße

Suche

 

Geburtsurkunde

Die Schickse ist 6879 Tage alt
und seufzte zuletzt am 23. Dez, 16:21

Verkehrszählung

kostenloser Counter


Alltag
Erfunden
Im Spiegel
Jobbereibach
Männersachen
Modernes Leben
Werchzeugkasten
Wybergeschichten
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development