Mittwoch, 26. Juli 2006

Meine erste Liebe

Ach, du meine Güte! Da wurden gestern Erinnerungen wach, die ich über Nacht nicht abschütteln konnte. Ich muss es gestehen, muss mich entblößen. Ohne Wenn und Aber, die erste Liebe meines Lebens war MacGyver. Was für tolle Dinge der mit seinem Taschenmesser machen konnte!

Damit sich Hobbypschologen nicht berufen fühlen, zu ödipalen Deutungsversuchen anzusetzen, muss ich hinzufügen, dass mein Papa auch ein Taschenmesser hatte, mit dem er ebenfalls tolle Dinge anstellen konnte. Zum Beispiel schnitzte er aus Weidenästchen Pfeifen. Mit dem Messerschaft klopfte er die Rinde locker, so dass man die Tonsäule der Pfeifen durch Hinein- und Herausschieben des unteren Holzendes ändern und damit die Tonhöhe variieren konnte. Sehr schick!

Aber seien wir ehrlich: Was ist schon Schnitzen von Weidenpfeifchen gegen das Entschärfen von Bomben oder das Öffnen beliebig gesicherter Türen. Männer, auf die ich abfahre, müssen schon irgendwie MacGyversche Züge haben. Damit meine ich allerdings aus heutiger Sicht nicht unbedingt die Vokuhila-Frisur, auch wenn mir die damals völlig egal war. (Oder sogar attraktiv erschien? Schauder!) Vielleicht sollte ich mich besser auf MacGyversche Wesenszüge zurückziehen.

Immer die Ruhe selbst, auch in aussichtsloser Lage nie ausfallend oder gar brutal, aber trotzdem selbstsicher und vor allen Dingen erfolgreich. Ach, ja…

Dienstag, 25. Juli 2006

Riesen Surf Sachen

Natürlich ist uns allen klar, dass 007 seine Abenteuer nur deshalb lebendig überstehen konnte, weil er jedes Mal von M. bestens ausgerüstet wurde und im Fall des Falles immer genau das richtige Werkzeug zur Hand hatte. Als Mann wäre ich ja eher so ein MacGyver-Typ: ein schlankes Taschenmesser muss für alles reichen, vom Schlösserknacken über die Autoreparatur bis zum Atombombenbau.

Nicht dass Sie mich jetzt falsch verstehen. Ich bastle keine Atombomben und ich halte mich auch an den Kopftucherlass. Vielmehr versuche ich, ab und zu an dieser Stelle ein paar geistreiche, oder zumindest erlösende Worte niederzuschreiben. Aber dazu braucht es scheinbar mehr als nur ein Taschenmesser.

Man legt sich also dieses Weblog zu, fummelt herum an der Gestaltung und all diesen Parametern und Optionen, bis man nicht mehr durchblickt. Spätestens wenn man sich dann eingesteht, dass man für Leser und nicht nur für sich alleine zu schreiben gedenkt, fallen Begriffe wie Besucherstatistik und Referrer. Die nächste Zeit verbringt man also mit dem Registrieren und Einbauen von Schnüffelwerkzeugen.

Kaum ist man damit durch, bekommt man nett durch die Blume gesagt, dass man doch bitte auch RSS aktivieren solle. -- RRRSSSSS! Klingt wie ein Reißverschluss, denk ich mir und frage beim Mister nach, wo bei mir der Zipper fehlt. Aber er lacht bloß wieder mal und erklärt mir, dass da nichts reißt und verschließt, sondern dass das eine Riesen Surf Sache ist, dieses RSS. Also hab ich das seit gestern auch, dieses Muss der Webloggerei. Oben in der rechten Spalte. RSS.

Ich frage mich nur, wo das alles enden soll. Ich komm ja gar nicht mehr zum Schreiben!

Montag, 24. Juli 2006

Dennis the Mennis

Heute Morgen in der Denkfabrik: Azubi Dennis kriegt einen sauberen Anschiss vom Scheff, weil er nach der Anfahrt mit dem Fahrrad erst die Stechuhr bedient und danach in der Toilette verschwindet, um Radlerdress gegen Amtsornat zu tauschen. Und bevor er aussticht, so der Scheff, wechsle er auch zunächst die Klamotten. Rüstzeiten!, brüllt der Scheff, Rüstzeiten gehören nicht zur Arbeitszeit!

Dennis zeigt sich wenig beeindruckt. Coolen Sie mal runter, denglischt er als Konter. Mittags stech ich vor der Pause und nach der Pause. Das sind immer so die fünfzehn Minuten, weil ich ess nix und rauch bloß. Aber abgezogen werden uns Minimum 35 Minuten. Rüstzeiten oder was?

Coolen Sie mal runter! -- Die Mannschaft der Denkfabrik wälzt sich geschlossen am Boden. Dennis the Mennis ist der Schtar.

Fragt sich nur, wie lange noch…

Sonntag, 23. Juli 2006

Airport Quickie

Flughafentoiletten erinnerten sie immer an Krankenhäuser, sagte die M. Die gleiche, vorgeblich sterile Sauberkeit, die dem Besucher Sicherheit suggerieren solle, eine trügerische Sicherheit, die auch die Täfelchen mit gegengezeichneten Reinigungszeiten nicht wirklicher werden lassen. Flughafentoiletten machten sie depressiv, sagte die M. Sie sei überzeugt davon, dass es in den Labyrinthen der Großflughäfen rund um die Welt vergessene Toiletten gäbe, in denen womöglich Skelette verunglückter Reisender herumlägen. Manchmal, wenn sie mutterseelenalleine auf einem neonbeleuchteten Gang in den Katakomben eines Großflughafens das Symbol für Damentoilette entdecke, habe sie Angst, zufällig an eine dieser vergessenen Toiletten zu geraten und die mumifizierten Reste einer unglückseligen Reisenden auf dem Abort zu entdecken.

Psycho!, denke ich. Die M. hatte schon als Kind diese mäandernden Fantasien, die immer irgendwo im Chaos endeten. Damals hatte ich Angst vor ihren orakelhaften Visionen über Unwahrscheinlichkeiten und Monstrositäten. Heute aber bin ich ungeduldig. Schließlich hat die M. begonnen, von diesem Fluhafenfick zu erzählen, aber jetzt verliert sie sich in traumatischen Erinnerungen an Toiletten im Allgemeinen.


Der Stricher, der zuerst sie selbst angemacht habe, fährt die Freundin nach einer Pause fort, in der sie offenbar die Leichenreste aus ihren Gedanken fegt, sei ihr erneut begegnet, als sie eben diese Damentoilette verließ, in der sie sich nach dem Flug frisch gemacht habe. Ein bisschen kleiner als ich war der. So ein dunkelhaariger, mediterraner Typ mit Kuranyi-Bärtchen. Sah weder besonders gut noch schlecht aus, aber dieser unstete, flackernde Blick und an den Unteramen sah man Tätowierungen unter den umgeschlagenen Manschetten herauskriechen. Außerdem hatte er ungepflegte Hände. Klarer Fall: Das waren KO-Kriterien, Tätowierung und schmutzige Hände. So ein Kerl hätte bei der M. niemals landen können.

Ich ignoriere ihn, als wir aneinander vorbei gehen und er schnurstracks in der Toilette verschwindet, die ich gerade verlassen habe. Widerlich, denke ich, gestorben vor Angst wäre ich, hätte ich den noch da drin getroffen. Die Türe sei noch keine Minute hinter dem Stricher zugefallen, fährt die M. fort, als diese Frau an ihr vorüber gegangen sei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Die ist mir schon im Flieger von Osaka nach Frankfurt aufgefallen. Weißblonder Kurzhaarschnitt, schwarzer Nadelstreifenanzug, gepflegte Erscheinung. Ihr Hintern ein wenig zu dick für meinen Geschmack. Aber ich bin ja kein Mann, dem sie gefallen müsste. Vielleicht sollte ich sie warnen vor dem Kerl auf der Toilette? Aber gerade als ich ihr nachgehen will, wird mir schlagartig alles klar. Die Blonde hat den Stricher gebucht!

Die ganze Szene sei ihr auf einmal vollkommen absurd erschienen, meint die M. Trotz ihrer Schlussfolgerung habe sie nicht daran glauben wollen, dass diese Frau sich auf einen bezahlten Quickie mit so einem schmierigen Typen einlassen sollte. Ohne nachzudenken sei sie den beiden in die Toilette nachgegangen. Ganz vorsichtig habe sie die Türen geöffnet und hinter sich geschlossen, um ihre Anwesenheit nicht zu verraten.

Stell dir vor, ich komm da rein und die letzte der drei Kabinen ist geschlossen. Von drinnen Gürtelgeklimpere, ein Reißverschluss und nervöses Kichern einer Frauenstimme. Sie sagt etwas, mit rauer, belegter Stimme, aber ich verstehe kein Wort. Dänisch, oder schwedisch vielleicht. Und dann wird es auf einmal ruhig hinter der Trennwand, so ruhig, dass ich denke: gleich verrät mich mein Atmen, oder das Klopfen meines Herzens und der Kerl kommt heraus. Vor Schreck halte ich die Luft an. Aber die beiden sind viel zu beschäftigt mit sich und kümmern sich einen Scheiß um die Welt auf der anderen Seite der Toilettentür. Ich höre leise, schmatzende Geräusche und nach einer Weile den Atem der Frau. Als sei sie beim Dauerlauf, entspanntes Ein- und Ausatmen.

Sie sei ein paar Meter vor der Kabine gestanden, habe die Bewegungen der Schatten verfolgt, die von der Frau und dem Stricher auf die weißen Fliesen unterhalb der Trennwand geworfen worden seien. Dabei habe sie versucht, sich vorzustellen, was hinter der Pressspantüre passiere. Einen Moment lang sei sie versucht gewesen, auf den Klositz der Nachbarkabine zu steigen, um nachzusehen. Aber natürlich habe sie dem Impuls nicht nachgegeben. Der Atem der Frau sei immer rascher, letzlich stoßweise gegangen, begleitet sporadisch vom Knarzen und Klappern des Klodeckels gegen den Spülkasten.
Was wohl geschehen würde, wenn in diesem Moment jemand hereinkäme, habe sie gedacht. Reinigungspersonal? Oder eine Mutter mit Kind womöglich?

Auf einmal hört sie auf zu atmen. In dem Moment denke ich, er hat sie umgebracht, der Kerl. Sie atmet nicht mehr! Was natürlich völliger Quatsch ist, und auf einmal ist auch wieder das Schmatzen zu hören und zuerst ganz leise kommt ein hoher Ton dazu, weißt du, ein bisschen so wie der Motor von deinem Kühlschrank. Ich denke an meinen Kühlschrank und versuche eine Verbindung zum Fick auf dem Klo herzustellen. Aber die M. reißt mich gleich wieder aus der Gedankenschleife: Das ist sie, die Frau, die sich ihren Höhepunkt aus der Brust quetscht, zuerst leise, dann immer lauter, ohne Luft zu holen, bis es ein Schrei ist, der aus ihrer Kehle kommt und dann auf einmal abreißt, und die Frau nach Luft schnappt wie eine Perlentaucherin, die es kurz vor dem Ertrinken zurück an die Wasseroberfläche geschafft hat.

Dieses Luftschnappen, das unkontrollierbare Grunzen nach dem atemlosen Höhepunkt habe ihr auf einmal das Abartige ihrer Situation klar gemacht. Zu tiefst erschrocken sei sie und habe die Damentoilette in panischer Flucht verlassen, ohne Geräusche zuschlagender Türen oder durch Schritte zu vermeiden, nur hinaus, hinaus aus der Zelle, weg von der Blonden und dem Stricher. Meine Güte, wenn die beiden sie jetzt noch erwischten!
Doch nicht einmal ihre Kopflosigkeit habe die Neugier zügeln können, gesteht die M. Draußen habe sie sich hinter eine Säule gestellt und gewartet, bis zunächst der Stricher vor die Türe trat. Der habe kurz nach rechts und links gesehen und sei dann in Richtung Ankunftshalle davon geschlendert. Ein fieser Kerl, habe sie gedacht, als sie ihm bis zur nächsten Ecke nachgesehen habe.

Ich bin dann immer noch stehen geblieben. Fast eine halbe Stunde hat es gedauert, bis die Blonde auch aus dem Klo kam. Da war ich schon auf halbem Weg zur Tür, um nachzusehen, ob sie vielleicht doch…
Aber dann kommt sie heraus, und sieht kein bisschen anders aus als vorher, nicht zufriedener, nicht glücklicher, nicht entspannt, nicht aufgelöst. Nichts, kein Unterschied!


Die M. nestelt ein wenig nervös mit den Fingerspitzen. Ich frage mich, ob es ihr gefallen haben mochte, beinahe hautnah dabei gewesen zu sein. Ob sie diese Reduzierung auf geahnte Bewegungen und die akustische Begleitung in Aufruhr versetzt hat?
Sie sieht mich nicht an, das ist ungewöhnlich. Sonst sucht die M. immer Blickkontakt, wenn sie ans Ende einer ihrer Geschichten kommt. Ist ihr die eigene Rolle im Geschehene peinlicher, als ich es angenommen hätte? Oder hat sie Angst vor den eigenen Gefühlen?

Eigentlich, sinniert die M. schließlich, hätte ich dem Kerl den Fünfziger geben müssen, als er zum Schluss aus der Damentoilette kam. Denn Wort gehalten hat er. Diesen Quickie werde ich tatsächlich nie vergessen.

Samstag, 22. Juli 2006

In der Schlangengrube

Erst die Geschichte von der Python, die eine Heizdecke verspeist hat. Und dann die Riesenschlange im Neckar, die zwei Angler gesichtet haben wollen. Ob sich wohl Herr Stoiber zur neuerlichen Gefahrensitution durch die Problempython äußern wird?

Das Sommerloch liegt dieses Jahr in der Schlangengrube, wie es scheint.

Warum?

Nicht zu bloggen ist auch keine Lösung.
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